NACHHALTIGKEITS BERICHT 2023
MOVING IDEAS FOR SUSTAINABILITY
Impressum: Für den Inhalt verantwortlich: Julius Blum GmbH, Industriestraße 1, 6973 Höchst, Tel. +43 5578 705-0, info@blum.com Projektleitung und Organisation: Johannes Hämmerle Koordination und Redaktion: Caroline Egelhofer, Thomas Obermayr, Johannes Hämmerle Inhalte: Fachbereiche der Julius Blum GmbH Konzeption und grafische Umsetzung: Dieter Bösch, Johannes Hämmerle Fotos: Julius Blum GmbH, Adobe Stock, pulswerk Gmbh Druck: Vorarlberger Verlagsanstalt GmbH, Dornbirn
Nachhaltigkeitsbericht 2023 6 Unternehmensprofil Organisationsstruktur und Governance 8 Unsere Produkte und Services 9 Unsere Produktions- und Vertriebsstandorte 10 Unsere Wertschöpfungskette 11 Unsere Werte und Grundsätze 12 Unsere Ausrichtung und Strategie 12 16 Nachhaltigkeit bei Blum Herausforderungen im globalen Kontext 18 Unsere Strategie für gelebte Nachhaltigkeit 20 Strukturierung und Steuerung von Nachhaltigkeit 21 Im Dialog mit unseren Stakeholdern 22 Sustainable Development Goals: Unser Beitrag 26 Wesentliche Nachhaltigkeitsthemen 28 Normen und Zertifizierungen 33 Netzwerkbeteiligungen 35 36 Umwelt Energiebedarf 39 Optimierung des Energieeinsatzes 40 Treibhausgasemissionen 42 Materialeinsatz und Ressourceneffizienz 45 Verpackung unserer Produkte 49 Produktnachhaltigkeit 51 Verantwortungsvoller Umgang mit Wasser 53 Abfallwirtschaft und Recycling 54 Wertstoff- und Abfallmanagement 56 58 Soziales Wir bei Blum 60 Personalentwicklung 61 Arbeitsumfeld 62 Ganzheitliche Lehrlingsausbildung 66 Zufriedenheit der Mitarbeitenden 67 Wissen und Lernen 68 Der „Blum-Pfad“: Unsere ganzheitliche Organisations- und Personalentwicklungsstrategie 70 Sicherheit und Gesundheitsschutz 75 Betriebliches Gesundheitsmanagement 77 78 Unternehmensführung Partnerschaft entlang der Lieferkette 80 Blum-Lieferanten-Verhaltenskodex 81 Geschäftsabläufe und Compliance 83 Unser Hinweisgebersystem 85 Informationssicherheit, Daten- und Geheimnisschutz 85 86 GRI-Index 3
Standards und Rahmenwerke Als Vorbereitung auf die verpflichtende Richtlinie der Europäischen Union über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen – Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) – legen wir diesen Bericht über unser Engagement in Sachen Nachhaltigkeit vor. Er wurde nach den Reporting Guidelines der Global Reporting Initiative (GRI) und in Übereinstimmung mit den GRI Universal Standards 2021 erstellt. Dadurch werden die Informationen, die der Bericht enthält, vergleichbar und erhalten eine höhere Aussagekraft. Zu diesem Zweck findet sich am Ende des Berichts auch eine detaillierte Auflistung aller angeführten Kennzahlen (GRI Index). Unser Nachhaltigkeitsbericht und die Darstellung unserer unternehmerischen Verantwortung sind auch in einem größeren Kontext zu sehen – als weltweit tätiges Unternehmen orientieren wir uns bei unseren Nachhaltigkeitsbestrebungen an den Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen, auf die im jeweiligen Kapitel gesondert verwiesen wird. Kontakt Fragen zu diesem Bericht und allgemein zum Thema Nachhaltigkeit bei Blum beantworten wir unter info@blum.com. Dieser Nachhaltigkeitsbericht wurde nicht extern geprüft. Seine Freigabe erfolgte durch die Geschäftsführung. ➔ GRI 2-5 Berichtsgrenzen und Inhalte Die in diesem Bericht enthaltenen Informationen beziehen sich auf alle acht Werke der Julius Blum GmbH in Österreich. Weitere Produktions- und Vertriebsstandorte sind noch nicht vollständig erfasst und werden daher erst in den kommenden Berichten berücksichtigt. Inhaltlich beschränken wir uns auf relevante Nachhaltigkeitsthemen und die entsprechenden Managementansätze, unter Berücksichtigung der in den GRI empfohlenen Wesentlichkeitsanalyse, die wir in Hinblick auf die kommenden CSRD-Anforderungen („doppelte Wesentlichkeit“) überarbeitet und in Bezug auf die jeweiligen Handlungsfelder weiter vertieft haben. Aufbau und Struktur des Berichts folgen diesem Prinzip und behandeln die Themen Environment, Social und Governance (ESG). Inwiefern und wie sehr ein Thema wesentlich ist und wie wir bei Blum damit umgehen, legen wir anhand kurzer Übersichten dar. Die in diesem Bericht enthaltenen Daten umfassen das vergangene Wirtschaftsjahr 2022/2023 im Zeitraum 01.07.2022 – 30.06.2023. ➔ GRI 2-2, GRI 2-3 Über diesen Bericht Der vorliegende Bericht richtet sich an alle unsere Stakeholder und enthält detaillierte Informationen darüber, welche Maßnahmen wir als Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit setzen. Unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen haben wir unter dem Motto „moving ideas for sustainability” zusammengefasst und dabei ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Perspektiven berücksichtigt. Im Mittelpunkt stehen zwei Fragen: 1. Was haben wir bisher in puncto Nachhaltigkeit erreicht? 2. W o liegen unsere größten Herausforderungen auf dem Weg in eine nachhaltige und vor allem klimagerechte Zukunft? Nachhaltigkeitsbericht 2023 4 © Copyright by Blum
Nachhaltigkeitsbericht 2023 Nachhaltigkeit bedeutet, seine Verantwortung wahrzunehmen. Gegenüber der Zukunft und unseren Kindern und Kindeskindern, denen wir eine lebenswerte Welt hinterlassen wollen. Diese Verantwortung haben wir als Väter und als Unternehmer – und sie ist heute größer als je zuvor. Denn die Welt verändert sich schnell, und die Veränderungen, denen wir uns gegenübersehen, stellen uns vor große Herausforderungen sozialer, ökonomischer und ökologischer Natur. Wenn wir diese Herausforderungen bewältigen wollen, müssen wir langfristiger – nachhaltiger – denken und handeln. Wir dürfen nicht nur den kurzfristigen Erfolg sehen und uns nicht ausschließlich über finanzielle Kennzahlen definieren, sondern müssen Strategien entwickeln und Maßnahmen setzen, mit denen wir als Unternehmen langfristigen Wert schaffen. Mit dem Mut zur Veränderung und einer klaren Vision, wie wir unser Geschäftsmodell hinsichtlich nachhaltiger Produkte und Services weiterentwickeln wollen. Wie setzen wir diese Vision in die Tat um? Wir stellen hochwertige Produkte her, die nicht nur funktional überzeugen, sondern auch äußerst langlebig sind. Wir schließen unsere Rohstoff- und Abfallkreisläufe und schauen gleichzeitig sehr genau darauf, woher und unter welchen Bedingungen wir unsere Rohstoffe beziehen. Wir arbeiten intensiv an klimafreundlichen Transport- und Logistiklösungen und versuchen, die von uns verursachten Umweltbelastungen so gering wie möglich zu halten. Wir investieren in neue Standorte, bauen unsere Infrastruktur laufend aus und berücksichtigen dabei so viele Nachhaltigkeitsaspekte wie möglich – von der verdichteten Bauweise über ein intelligentes Energiemanagement bis zur Dachbegrünung zum Erhalt der Artenvielfalt. Als einer der größten Arbeitgeber in einer dynamischen Wirtschaftsregion räumen wir der Ausbildung junger Menschen höchste Priorität ein. Und wir legen Wert auf ein kollegiales, wertschätzendes Arbeitsumfeld, unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Ethnie oder Religion. In allen diesen Bereichen machen wir uns eine Menge Gedanken, sammeln laufend Ideen und treffen gezielte Maßnahmen, um unser Unternehmen nachhaltiger und damit zukunftsfit zu machen. Dabei ist uns bewusst, dass das nur erste Schritte auf einem langen Weg sind, den wir noch zu gehen haben. Gemeinsam. Jede und jeder Einzelne. Denn Nachhaltigkeit betrifft uns alle. Auch die, die nach uns kommen. Philipp Blum Martin Blum Vorwort der Geschäftsführung 5
Unternehmensprofil Nachhaltigkeitsbericht 2023 Organisationsstruktur und Governance 8 Unsere Produkte und Services 9 Unsere Produktions- und Vertriebsstandorte 10 Unsere Wertschöpfungskette 11 Unsere Werte und Grundsätze 12 Unsere Ausrichtung und Strategie 12 6 © Copyright by Blum MOVING IDEAS FOR SUSTAINABILITY
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Unternehmensprofil Die Julius Blum GmbH ist ein weltweit tätiges Familienunternehmen, das sich auf die Herstellung und den Vertrieb von Möbelbeschlägen spezialisiert hat. Hauptproduktgruppen sind Klappen-, Scharnier-, Auszug- und Pocketsysteme für Möbel. Um den Kunden und Partnern den Arbeitsalltag zu erleichtern, bietet Blum auch die passenden Verarbeitungshilfen und Services für Vermarktung, Einkauf, Verarbeitung und Montage der Produkte an. Das Unternehmen verfügt über acht Werke in Vorarlberg, Österreich sowie Produktionsstätten in Polen, Brasilien, China und den USA. Mit 32 Tochtergesellschaften und Repräsentanzen auf der ganzen Welt beliefert Blum Kunden in über 120 Märkten. Organisationsstruktur und Governance Die Blum-Gruppe ist ein gesellschaftergeführtes Familienunternehmen, an dem die Geschäftsführer Martin Blum und Philipp Blum je 26 % der Geschäftsanteile halten, während 48 % auf die Blum Privatstiftung entfallen. Das höchste Leitungsorgan der Blum-Gruppe ist die Geschäftsführung der Blum Group Holding GmbH, die alleinige Gesellschafterin der höchsten operativ tätigen Gruppengesellschaft, der Julius Blum GmbH, ist. Die beiden Geschäftsführer der Julius Blum GmbH (in der Folge „die Geschäftsführer“) gehören der Inhaberfamilie an, sind untereinander gleichberechtigt und auf unbestimmte Zeit bestellt. Die Bestellung der Geschäftsführung obliegt der Alleingesellschafterin, der Blum Group Holding GmbH. Die beiden Geschäftsführer sind Mitglieder der Geschäftsleitung der Julius Blum GmbH. Für die Julius Blum GmbH ist ein Aufsichtsrat eingerichtet, der aus sechs Mitgliedern besteht, von denen zwei als Vertretung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vom Betriebsrat entsandt sind. Der Aufsichtsrat der Blum Group Holding GmbH hat drei Mitglieder. Für die Verankerung einer Governance-Struktur sind aufgrund der gesetzlichen Bestimmungen (§ 22 GmbHG) die Geschäftsführer Martin Blum und Philipp Blum verantwortlich, unter denen die einzelnen Fachbereiche der Julius Blum GmbH aufgeteilt sind. Die einzelnen Fachbereichsleiter sowie die Mitglieder der Geschäftsleitung sind wiederum Teil des intern eingerichteten Führungskreises, dem die operative Führung der Julius Blum GmbH obliegt. ➔ GRI 2-9, GRI 2-10, GRI 2-11, GRI 2-15, GRI 2-16, GRI 2-19 Unternehmensprofil 8 © Copyright by Blum
Unternehmensprofil Unsere Produkte und Services Zu unseren Geschäftsfeldern zählen die Herstellung und der Vertrieb von Klappen-, Scharnier-, Auszug-, und Pocketsystemen sowie Bewegungstechnologien, unterstützt durch Verarbeitungshilfen und Services. Folgende Produktgruppen bzw. Geschäftsfelder bilden den Kern der Geschäftstätigkeit: Unser Anspruch ist es, die Wohnqualität unserer Kundinnen und Kunden mit innovativen und qualitativ hochwertigen Produkten nachhaltig zu verbessern. Deswegen und um bestmöglich auf Kundenbedürfnisse eingehen zu können, entwickeln wir unsere Produkte ständig weiter. In diesem Zusammenhang beschäftigen wir uns auch mit vollständigen Wohn- und Möbelkonzepten, beispielsweise für eine optimierte Stauraumnutzung, das Wohnen von morgen oder smarte Möbel. So entstehen Produktgruppen und -varianten, die wir mit innovativen Bewegungstechnologien wie dem gedämpften Schließen oder dem elektrischen Öffnen von Möbeln kombinieren. Wir legen großen Wert darauf, unsere Geschäftskunden und Verarbeiter nicht nur umfassend zu betreuen, sondern ihnen auch die Arbeit so weit wie möglich zu erleichtern. Dazu bieten wir zahlreiche Services und Verarbeitungshilfen an, die unsere Kunden bei der Vermarktung, beim Einkauf sowie bei der Planung, Verarbeitung und Montage unterstützen. Beispiele dafür sind unser digitaler Korpuskonfigurator oder die Beschlagsetzmaschine MINIPRESS top mit dem computergestützten Anschlagsystem EASYSTICK. ➔ GRI 2-6 Klappensysteme Unsere Klappensysteme tragen den Namen AVENTOS und sind in den Varianten Hochfalt-, Hochschwenk-, Hochlift- und Hochklappe erhältlich. Scharniersysteme Stellvertretend für unser umfassendes Scharnierprogramm sei unsere neueste Scharniergeneration genannt: CLIP top BLUMOTION mit integrierter Dämpfung und für unterschiedliche Öffnungswinkel geeignet. Auszugsysteme Wir bieten sowohl Boxsysteme (LEGRABOX, MERIVOBOX, TANDEMBOX) für Metallschubkästen als auch Führungssysteme (MOVENTO, TANDEM) für Schubkästen aus Holz an. Pocketsysteme Das Einschiebetürsystem REVEGO verdeckt ganze Möbelzeilen. 9
Unternehmensprofil Blum Aserbaidschan Blum Australien Blum Brasilien Blum China Blum Deutschland Blum Frankreich Blum Griechenland Blum Hongkong Blum Indien Blum Indonesien Blum Kanada Blum Kasachstan Blum Malaysia Blum Mexiko Blum Neuseeland Blum Norwegen Blum Polen Blum Portugal Blum Rumänien Blum Schweden Blum Schweiz Blum Singapur Blum Slowakei Blum Südafrika Blum Tschechien Blum Tunesien Blum Türkei Blum UK Blum Ukraine Blum Ungarn Blum USA Blum Vietnam Blum Polen Blum China Blum Brasilien Blum Österreich Unsere Produktions- und Vertriebsstandorte Die Blum-Gruppe besteht gegenwärtig aus 32 Tochtergesellschaften und Repräsentanzen, die sich um die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden kümmern. Von den acht Werken in Vorarlberg (Österreich) und vier Produktionsstandorten in Polen, Brasilien, China und den USA aus werden 120 Märkte in der ganzen Welt beliefert. ➔ GRI 2-1 Blum USA 10 © Copyright by Blum
Unternehmensprofil Unsere Wertschöpfungskette Unser Kerngeschäft ist die Entwicklung, die Herstellung und der Vertrieb von Funktionsbeschlägen für den Möbelbau. Dabei stehen, wenn es um das Öffnen und Schließen von Auszügen, Klappen und Türen sowie die damit verbundenen Bewegungstechnologien geht, die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden nach einem Mehr an Wohnqualität und -komfort im Mittelpunkt. Bis ein Scharnier, eine Klappe oder eine Rollschubführung in einer Küche, im Wohnzimmer oder im Bad zum Einsatz kommt, sind jedenfalls viele Schritte erforderlich. Dabei haben wir die gesamte Wertschöpfungskette – von der Beschaffung der Rohstoffe bis zur Montage des fertigen Produkts – immer im Blick. Schließlich sollen Blum-Produkte und -Dienstleistungen allen, die damit zu tun haben, Vorteile bringen. So freuen sich Möbelkäuferinnen und -käufer, dass ihre Möbel nicht nur schön sind, sondern auch funktional die höchsten Ansprüche erfüllen. Handwerkliche Verarbeiter schätzen die einfache und bequeme Montage. Das Verkaufspersonal erhält überzeugende Verkaufsargumente, und Möbelhersteller profitieren von innovativen Produktsystemen und rationeller Fertigung. Bei all dem ist es unser Ziel, die negativen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit so gering wie möglich zu halten und nachhaltig Wert zu schaffen – ökonomisch, ökologisch und sozial. Das bezieht sich auf alle Phasen der Wertschöpfungskette, die sich in vereinfachter Form wie folgt darstellt: Bis ein Produkt bei Endkundinnen und -kunden zum Einsatz kommt, sind viele Schritte erforderlich. Der erste Schritt ist der Beschaffungsprozess für die benötigten Ressourcen, Rohstoffe und Halbfertigteile sowie Betriebs- und Hilfsstoffe (mehr dazu im Kapitel „Verantwortungsvoller Einkauf"). Der Produktionsprozess beinhaltet zum einen die Komponentenfertigung, also die Herstellung der Produktbestandteile, zum anderen die Montagefertigung, bei der die Komponenten zum fertigen Produkt verarbeitet werden. Nach der Produktion werden die Produkte eingelagert. Dabei sind eine effiziente Logistik und Lagerbewirtschaftung besonders wichtig – das betrifft auch die Bereitstellung und das Management der benötigten Infrastruktur. Im Distributionsprozess schließlich gelangen die Produkte auf dem effizientesten Weg – und möglichst umweltfreundlich – zu unseren direkten Kunden, unseren Handelspartnern und den industriellen Verarbeitern. Dabei stehen immer die spezifischen Kundenbedürfnisse, beispielsweise in Hinblick auf Produktdesign, -sortiment und -varianten oder Verarbeitungsmöglichkeiten, im Mittelpunkt – das gilt auch für die Endkundinnen und -kunden, die die Möbel während der Nutzungsphase verwenden und deren Bedürfnis nach mehr Wohnqualität für uns von zentraler Bedeutung ist. Nach dem Produktlebensende werden die Möbel entsorgt und im Idealfall einem fachgerechten Recycling zugeführt. ➔ GRI 2-6 Ressourcen Blum Direkte Kunden Indirekte Kunden Nutzungsphase Produktlebensende Beschaffungsprozess Produktionsprozess Distributionsprozess – Rohstoffe – Energie – Halbfertigerzeugnisse – Hilfs- und Betriebsstoffe – Komponentenfertigung – Montagefertigung – Lagerbewirtschaftung – Distribution – Industrielle Verarbeiter – Händler – Handwerkliche Verarbeiter – Möbelnutzerinnen- und nutzer – Produktlebensende 11
Unternehmensprofil Die Werte und Grundsätze unseres Unternehmens wurden vom Gründer Julius Blum vorgegeben und werden seitdem so gelebt. Unsere Wertelandschaft spiegelt sich in zwei wesentlichen Grundsätzen wider, die das Fundament unseres Handelns bilden: Die Konsequenz, mit der wir unsere Werte und Grundsätze in unser tägliches Handeln übertragen, bestimmt, wie wir als Unternehmen wahrgenommen werden, und macht uns zu einem vertrauenswürdigen Geschäftspartner. Das gilt auch für alle Nachhaltigkeitsthemen. Dabei sehen wir keinen Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie. Im Gegenteil: Wir denken nachhaltiges Wirtschaften als gemeinsamen Fortschritt beider. Vor diesem Hintergrund ist uns der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen gleichermaßen Anliegen wie Ansporn, und wir versuchen unseren Beitrag für eine positive Entwicklung der Gesellschaft zu leisten – wo immer es uns möglich ist. Unsere Werte und Grundsätze Unsere Ausrichtung und Strategie Das Unternehmen soll langfristig für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten werden. Wir verfolgen eine langfristige Finanzpolitik, um die finanzielle Unabhängigkeit und die damit verbundene Entscheidungsfreiheit für unser Unternehmen so lange wie möglich zu erhalten. Unsere Ausrichtung ist von Stabilität und Zuverlässigkeit im täglichen Handeln gekennzeichnet. Der strategische Rahmen bildet dabei das verbindende Element zwischen der Ausrichtung und den Werten sowie dem Zweck unseres Unternehmens. Unternehmensverständnis und -organisation Wir verstehen unsere Organisation als lebendigen Organismus, der sich kurz-, mittel- und langfristigen Entwicklungen in nachvollziehbarer Weise anpasst und seine Strukturen danach ausrichtet, den gesamten Wertschöpfungsprozess bestmöglich zu gestalten. Wir bilden Netzwerke anhand der vorhandenen Ressourcen und der Kompetenzen unserer Mitarbeitenden. Diese Netzwerke folgen den Prinzipien des fokussierten Miteinanders und des verbindenden Dialogs, ohne die mit der Arbeit verbundenen Verantwortlichkeiten aus den Augen zu verlieren. Das dynamische Arbeiten in den Netzwerken rückt Querschnittsthemen – wie zum Beispiel das Thema Nachhaltigkeit – in den Vordergrund und bringt die jeweils richtigen Personen zusammen, auch über die Unternehmensgrenzen hinaus (mehr dazu im Kapitel „Wir bei Blum“). 12 © Copyright by Blum
Unternehmensprofil Personal- und Organisationsentwicklung („Blum-Pfad“) Die ganzheitliche Entwicklung der Mitarbeitenden und des Unternehmens steht bei uns an oberster Stelle. Dafür dient der „Blum-Pfad“ als gemeinsame, verbindliche Grundlage. Er ist Orientierung und Zielsetzung zugleich und damit ein wesentlicher Baustein unserer sozialen Nachhaltigkeitsbestrebungen (mehr dazu im Kapitel „Wissen und Lernen“). Strategie, Trend und Innovation Strategiearbeit ist kontinuierlich und eng mit dem Tagesgeschäft verknüpft. Sie muss aber auch den Blick nach vorne richten, um unser Unternehmen zukunftsfit zu machen. Deshalb nehmen wir uns die Zeit, um Strategien gemeinsam zu entwickeln und umzusetzen. Wir etablieren im Unternehmen und mit ausgewählten Marktorganisationen ein Netzwerk, das laufend Trends (Wohnen, Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt) beobachtet und überprüft, inwieweit diese für uns relevant sind – auch außerhalb unseres aktuellen Kerngeschäfts. Relevante Trends machen wir im Unternehmen transparent und lassen sie in unsere Arbeit einfließen, indem wir das Trendnetzwerk mit unserem Innovationsnetzwerk verknüpfen. Innovation ist unsere Lebensversicherung, weil sie uns laufende Verbesserungen in sämtlichen Bereichen und Geschäftsfeldern ermöglicht. Sie verpflichtet uns, konsequent in Forschung und Entwicklung zu investieren. Dadurch gelingt es uns seit vielen Jahren, unsere Position als innovativer Branchenführer zu behaupten. Zahlreiche unserer Produktentwicklungen zählen mittlerweile zu den Meilensteinen im Möbelbau. Zum Beispiel BLUMOTION, das vielfach ausgezeichnete Dämpfungssystem für sanftes und leises Schließen von Auszügen, Türen und Klappen, das im Mai 2013 mit dem European Inventor Award des Europäischen Patentamts (EPO) für die Ausführung bei Scharnieren ausgezeichnet wurde. Im österreichischen Erfindungsranking liegen wir alljährlich im Spitzenfeld – insgesamt halten wir weltweit mehr als 2 100 erteilte Patente. 13
Unternehmensprofil Qualitätspolitik Unser umfassendes Qualitätsversprechen sehen wir als Auftrag und Verpflichtung, die Anforderungen unserer Partner und Kunden zu erfüllen und uns als Unternehmen kontinuierlich weiterzuentwickeln. Die Eckpunkte unserer Qualitätspolitik sichern den langfristigen Fortbestand unseres Unternehmens und gelten nach wie vor unverändert: – Kundenorientierung: Mit unseren Produkten, Services und Prozessen schaffen wir Nutzen und Wert für unsere Kunden und Partner. Im Austausch mit ihnen setzen wir unsere Leistungs-, Innovations- und Qualitätsvorstellungen in die Tat um. – Innovation: Unsere Innovationen basieren darauf, dass wir uns aktiv mit den Bedürfnissen unserer Kunden und Partner auseinandersetzen. Dies gilt für unsere Produkte, Services und Prozesse gleichermaßen. Das durch Innovationen gewonnene Wissen und die durch sie gemachten Erfahrungen bilden die Grundlage unserer Qualitätspolitik. – Kontinuierliche Verbesserung: Bestehendes immer weiter zu optimieren und uns dabei ständig zu hinterfragen, gehört zu unseren Grundsätzen. Wir legen auf das offene Feedback unserer Kunden und Partner größten Wert. Nur so können wir uns als Unternehmen kontinuierlich und in allen Bereichen verbessern. – Mitarbeiterorientierung: Der Erfolg unseres Unternehmens wird ganz wesentlich durch die Leistungsbereitschaft unserer Mitarbeitenden und deren Identifikation mit Blum bestimmt. Ein Klima des gegenseitigen Vertrauens und des offenen Dialogs hilft uns, diese Fähigkeiten bestmöglich weiterzuentwickeln. Alle Mitarbeitenden leisten durch ihr Tun einen Beitrag zur Blum-Qualität und sind dieser verpflichtet. 14 © Copyright by Blum
Unternehmensprofil Nachhaltigkeit Der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen ist und bleibt uns ein großes Anliegen und Ansporn zugleich. Wir sind überzeugt, dass nachhaltiges Wirtschaften nur in einem ökonomischen und ökologischen Gleichschritt möglich ist. In diesem Sinn versuchen wir, unseren Beitrag zu einer allgemeinen positiven Entwicklung zu leisten, wo immer es uns möglich ist (mehr dazu im Kapitel „Nachhaltigkeit bei Blum”). Verhaltenskodex und internes Steuerungssystem Unser Verhaltenskodex (Code of Conduct) und unser Lieferanten-Verhaltenskodex (Supplier Code of Conduct) beinhalten wesentliche Werte, nach denen unser Unternehmen ausgerichtet ist. Die Kodizes machen diese Werte als Grundsätze unserer Unternehmenskultur und unseres Geschäftsverständnisses zur verbindlichen Richtschnur für alle Mitarbeitenden und alle Vertragspartner, die im Namen von Blum tätig sind. Der Blum-Verhaltenskodex ist neben geltenden Gesetzen und sonstigen zwingenden Vorschriften Leitfaden und Entscheidungshilfe hinsichtlich des korrekten Verhaltens im täglichen Geschäftsleben. Der Lieferanten-Verhaltenskodex (Supplier Code of Conduct) wiederum definiert unsere Erwartungshaltung an unsere Lieferanten und Partner in der Lieferkette (mehr dazu in den Kapiteln „Partnerschaft entlang der Lieferkette“ und „Geschäftsabläufe und Compliance”). ➔ GRI 2-23 Unser internes Steuerungssystem (ICS) gewährleistet, dass alle für uns relevanten Regeln und Vorschriften im Unternehmen bekannt sind und eingehalten werden. Ziel ist nicht nur die Optimierung von Prozessen und Abläufen, sondern auch die Abwehr von Schäden, die durch Mitarbeitende oder Dritte verursacht werden können. Das interne Steuerungssystem beinhaltet in den Geschäftsprozessen unmittelbar wirksame sowie vorbeugende organisatorische Maßnahmen (z.B. Funktionstrennung nach dem „Vier-Augen-Prinzip“ oder Zutritts- und Zugriffsbeschränkungen in IT-Systemen) und prozessunabhängige Überwachungsmaßnahmen mittels interner und externer Audits. 15
Nachhaltigkeit bei Blum Nachhaltigkeitsbericht 2023 Herausforderungen im globalen Kontext 18 Unsere Strategie für gelebte Nachhaltigkeit 20 Strukturierung und Steuerung von Nachhaltigkeit 21 Im Dialog mit unseren Stakeholdern 22 Sustainable Development Goals: Unser Beitrag 26 Wesentliche Nachhaltigkeitsthemen 28 Normen und Zertifizierungen 33 Netzwerkbeteiligungen 35 16 © Copyright by Blum MOVING IDEAS FOR SUSTAINABILITY
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Nachhaltigkeit ist kein Schalter, den man einfach umlegt. Sie ist auch kein kurzfristiges Projekt, das schnell abgehandelt ist. Nachhaltigkeit ist eine unternehmerische Notwendigkeit und damit eine anhaltende Selbstverpflichtung, die große Ausdauer verlangt und nur dann wahrgenommen werden kann, wenn man aus Überzeugung handelt. Mit Überzeugung ist es aber nicht getan. Wir müssen auch – und darin liegt unsere Verpflichtung – konkrete Schritte für ein Mehr an Nachhaltigkeit unternehmen. Und wir dürfen auch nicht aufhören, Ideen zu entwickeln, wie man die Dinge anders und besser machen kann. Nachhaltigkeit bei Blum Nachhaltigkeit bei Blum Herausforderungen im globalen Kontext Wir sehen uns in der heutigen Zeit komplexen Herausforderungen gegenüber, die nach unmittelbaren Lösungen verlangen. Eine dieser – globalen – Herausforderungen ist die Klimakrise. Sie verschiebt die Prioritäten zahlreicher Unternehmen und ganzer Sektoren in Richtung eines verantwortungsvolleren Unternehmertums jenseits von Gewinnmaximierung und der rein finanziellen Betrachtung der Unternehmensleistung. Beides trägt der aktuellen Entwicklung nicht genügend Rechnung. Vielmehr ist es wichtig, den vielfältigen Herausforderungen in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung aktiv zu begegnen, mit einem klaren Fokus und definierten Zielen. Vor diesem Hintergrund setzen wir als Unternehmen konkrete Maßnahmen, die alle Unternehmensbereiche einschließen. Jede und jeder Einzelne ist wichtig – denn Nachhaltigkeit betrifft uns alle. Philipp Blum, Geschäftsführer 18 © Copyright by Blum
Nachhaltigkeit bei Blum Ökologische Herausforderungen Die Auswirkungen der Klimakrise sind auch an unseren Unternehmensstandorten spürbar. Deshalb haben wir als Unternehmen der metallverarbeitenden Industrie gemeinsam mit allen unseren Partnerunternehmen eine große Verantwortung, die von uns verursachten Umweltbelastungen und Emissionen entlang der gesamten Lieferkette zu reduzieren. Dieser Verantwortung stellen wir uns: So arbeiten wir intensiv daran, die Lebensdauer unserer Produkte noch weiter zu verlängern, wobei die hohe Produktqualität eine entscheidende Rolle spielt. Wir setzen auf geschlossene Kreisläufe von der verantwortungsvollen und nachhaltigen Beschaffung bis zu Recyclingmaßnahmen in den Produktionsprozessen. Wir bemühen uns um eine möglichst hohe Energieeffizienz und nutzen an sämtlichen österreichischen Standorten erneuerbare Energien (Strom aus Wasserkraft und Photovoltaik, Biogas) in der Infrastruktur, in der Produktion und für unsere Transporte. Gesellschaftliche Herausforderungen Als größter Arbeitgeber in Vorarlberg sind wir uns unserer Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und unseren Mitarbeitenden bewusst. Das schließt die Auseinandersetzung mit vorherrschenden Trends wie dem demografischen Wandel und dessen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt oder dem zunehmenden Fachkräftemangel ein. Vor diesem Hintergrund pflegen wir einen umfassenden und umsichtigen Dialog mit unseren Mitarbeitenden. Deren Rückmeldungen und langjährige Unternehmenstreue motivieren uns immer aufs Neue, den gegenseitigen konstruktiven Austausch fortzusetzen. Chancengleichheit und Diversität sowie ein Arbeitsumfeld frei von jeglicher Diskriminierung sind wichtige Grundsätze unserer Unternehmensführung. Ebenso sind die Achtung der Menschenrechte, faire Arbeitsbedingungen und die Einhaltung sozialer Mindeststandards für uns – wie in unserem Verhaltenskodex festgelegt – wichtige Eckpfeiler der Zusammenarbeit mit unseren Partnerunternehmen, wobei wir auch hier einen Dialog auf Augenhöhe und in gegenseitigem Respekt führen. Wirtschaftliche Herausforderungen Für uns als Familienunternehmen sind der langfristige Erhalt des Unternehmens für die Mitarbeitenden sowie unsere finanzielle Unabhängigkeit und die damit verbundene Entscheidungsfreiheit zentrale Kriterien bei wirtschaftlichen Überlegungen. Dabei gilt es auch, die aktuelle Dynamik, in der nationale und internationale Gesetze und Verordnungen beschlossen und erlassen werden, zu berücksichtigen. Die Herausforderungen, die sich daraus ergeben, begreifen wir auch als Chance, die nachhaltige Transformation unseres Unternehmens und der Branche voranzutreiben. Mit der Harmonisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung auf europäischer Ebene mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), den Anforderungen der EU-Taxonomie-Verordnung sowie der kommenden EULieferketten-Richtlinie werden wir unsere Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeitsthemen in Zukunft weiter intensivieren. Deshalb arbeiten wir verstärkt an der Optimierung unserer Prozesse – beispielsweise im Bereich der Datenerhebung – und daran, unsere Organisation entsprechend anzupassen. 19
Nachhaltigkeit bei Blum Unsere Strategie für gelebte Nachhaltigkeit Der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen ist und bleibt uns ein großes Anliegen. Wir sind allerdings davon überzeugt, dass nachhaltiges Wirtschaften nur dann möglich ist, wenn sich ökonomische, ökologische und soziale Aspekte in einem ausgewogenen Verhältnis befinden. Dieser ganzheitliche Ansatz kennzeichnet unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen, die in unserem strategischen Rahmen verankert sind. Der strategische Rahmen konkretisiert unsere Werte und unsere Ausrichtung und verbindet sie mit dem Unternehmenszweck und unseren Geschäftsfeldstrategien. Unsere Nachhaltigkeitsstrategie ist unserer Unternehmensphilosophie entsprechend langfristig ausgelegt, wobei wir uns – und das schließt die tägliche Arbeit ein – an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (UN Sustainable Development Goals, SDGs) orientieren. ➔ GRI 2-22 Unser Qualitätsanspruch Unser Kerngeschäft ist darauf ausgerichtet, hochwertige und langlebige Produkte herzustellen, die ein Maximum an Funktionalität und Anwenderfreundlichkeit bieten. Dabei agieren wir ressourcenschonend und vermeiden negative Einflüsse auf die Umwelt. Vertrauenswürdiger Partner Wir pflegen einen respektvollen Umgang mit den Menschen und Organisationen in unserem Umfeld. Die Gesundheit und Sicherheit unserer Mitmenschen ist für uns das höchste Gut. Innovativ und nachhaltig Nachhaltiges Denken eröffnet Möglichkeiten für innovative Produkte, Services und Geschäftsmodelle. Halten diese Möglichkeiten einer Überprüfung hinsichtlich Machbarkeit und Rentabilität stand, berücksichtigen wir das bei unseren Investitionsentscheidungen. Aus Überzeugung nachhaltig Wir streben nach verantwortungsvollem Wachstum. Ökologische und soziale Nachhaltigkeitsaspekte sind für uns genauso wichtig wie die finanzielle Gesundheit unseres Unternehmens. Auch das berücksichtigen wir bei unseren Investitionsentscheidungen. Quelle: Auszug Strategischer Rahmen 20 © Copyright by Blum
Nachhaltigkeit bei Blum Strukturierung und Steuerung von Nachhaltigkeit Um die strategischen Maßnahmen und Zielsetzungen im Bereich Nachhaltigkeit zu steuern, zu überwachen und voranzutreiben, hat der Führungskreis der Julius Blum GmbH (mehr dazu im Kapitel „Unternehmensprofil“) ein Steuerteam Nachhaltigkeit eingerichtet, das regelmäßig über die erzielten Fortschritte berichtet. Da ein Mitglied des Führungskreises auch gleichzeitig Mitglied des Steuerteams Nachhaltigkeit ist, kann bereits auf dieser Ebene lenkend eingegriffen werden. Generelle oder anlassbezogene spezifische Maßnahmen werden vom Führungskreis beschlossen und vom Steuerteam Nachhaltigkeit bzw. den jeweiligen Fachteams im Unternehmen umgesetzt. Zuvor werden die strategischen Nachhaltigkeitsziele unter Einbindung des Führungskreises und im Einklang mit den Unternehmenswerten definiert. Der Führungskreis koordiniert die daraus abgeleiteten strategischen Ziele für die einzelnen Fachbereiche und trägt sie in die Organisation. Dabei sind beide Geschäftsführer als Eigentümer auch Stakeholder. Der Führungskreis hat die Plattform „Integrierte Managementsysteme (IMS)“, für die der Leiter des Qualitätswesens verantwortlich zeichnet und zu der die Leiter der betroffenen Fachbereiche gehören, eingerichtet, um die zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele erforderlichen Managementsysteme aufzubauen, zu betreiben und zu überwachen. Das betrifft Bereiche wie Qualität, Umwelt, Energie, AEO (Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter), Zoll, Sanktionsrecht, IKS (interne Kontrollsysteme iSv § 22 GmbHG), Risikomanagement, Gesundheit und Sicherheit sowie Informationssicherheit. Die Plattform IMS berichtet direkt an den Führungskreis der Julius Blum GmbH. Flankierend werden die Systeme und deren Funktionieren durch die Stabsstelle Internal Audit in unregelmäßigen Abständen überprüft – darüber hinaus werden in spezifischen Fachbereichen auch externe Audits durchgeführt. Einer Plattform gehören hauptverantwortliche und berichtspflichtige Personen aus verschiedenen Themen- und Fachbereichen an, die wechselseitige Kontrollrechte ausüben. Die Geschäftsleitung kommt wöchentlich, der Führungskreis monatlich zusammen, während sich Plattformen oder Steuerteams aus gegebenem Anlass und / oder themenspezifisch treffen. Die Plattformen und Steuerteams berichten regelmäßig an den Führungskreis als Auftraggeber, wobei üblicherweise mindestens ein Mitglied des Führungskreises in einer Plattform vertreten ist. ➔ GRI 2-12, GRI 2-13, GRI 2-14, GRI 2-17 21
Nachhaltigkeit bei Blum Im Dialog mit unseren Stakeholdern Unsere Nachhaltigkeitsbestrebungen und -maßnahmen sind Ausdruck unserer eigenen Haltung, berücksichtigen aber auch die Erwartungen und Bedürfnisse unserer Stakeholder – also aller Parteien, die aus privaten und / oder beruflichen Gründen Interesse am Unternehmen haben, durch Handlungen und Maßnahmen des Unternehmens betroffen sind oder die Unternehmensentwicklung selbst beeinflussen können. Um ihre Bedürfnisse und Ansprüche zu kennen, ist es wesentlich, die Stakeholder als Anspruchsgruppen zu identifizieren und sie nach Betroffenheit (Interesse) und Einfluss einzuordnen, um zu den jeweils richtigen Zielsetzungen, Entscheidungen und Maßnahmen zu gelangen. Dabei zeigt sich folgendes Bild: ➔ GRI 2-29 22 © Copyright by Blum
Nachhaltigkeit bei Blum Intern Extern Eigentümer / Inhaber Kunden Mitarbeitende Lieferanten / Strategische Partner Betriebsrat Netzwerke / Plattformen Aufsichtsrat Behörden / Gesetzgeber Gesellschaft / Medien Gemeinden / Nachbarn Extern Intern Gesellschaft / Medien Gemeinden / Nachbarn Lieferanten / Strategische Partner Eigentümer / Inhaber Aufsichtsrat Netzwerke / Plattformen Kunden Betriebsrat Behörden / Gesetzgeber Mitarbeitende 23
Nachhaltigkeit bei Blum Stakeholder Beschreibung Kunden Mit unseren Produkten und Services schaffen wir weltweit einen langfristigen Nutzen und Wert für unsere Kunden. Aus dieser Überzeugung heraus entwickeln wir nachhaltige Produkte und sind bestrebt, diese so zu gestalten, dass sie optimal funktionieren, langlebig sind und auch ästhetisch entsprechen. Dabei spielen der ständige Austausch und der persönliche Kontakt mit unseren Kunden eine entscheidende Rolle – so können wir auf die Bedürfnisse der Kunden am besten eingehen und mit ihnen gemeinsam Lösungen entwickeln. Austausch / Häufigkeit: kontinuierlich oder anlassbezogen Dialogformate: Kundengespräche und Küchenbeobachtung in der Praxis, Audits, Reklamationswesen Mitarbeitende Unsere Mitarbeitenden sind die treibende Kraft hinter der nachhaltigen Entwicklung unseres Unternehmens. Wir pflegen mit ihnen einen ehrlichen Dialog auf Augenhöhe. Um unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen und dabei die persönliche Entwicklung eines jeden einzelnen Mitarbeitenden voranzutreiben, braucht es sinnvolle und fordernde Aufgaben mit einem angemessenen Gestaltungsspielraum. Wie wir damit umgehen, wird im Kapitel „Wir bei Blum“ näher erläutert. Austausch / Häufigkeit: kontinuierlich Dialogformate: Mitarbeiterinformationen, Mitarbeiterveranstaltungen, am täglichen Arbeitsplatz Inhaber / Eigentümer Als international agierendes Familienunternehmen sind wir der Ansicht, dass sinnvolles ökologisches Verhalten langfristig wirtschaftlich ist. Daraus ergibt sich eine Verantwortung für unsere Umwelt und auch für unsere Gesellschaft, die wir aus einer tiefen Überzeugung heraus wahrnehmen, nicht zuletzt deswegen, weil verantwortungsvolles, nachhaltiges Handeln das Unternehmen selbst langfristig sichert und dessen finanzielle Unabhängigkeit gewährleistet. Die Geschäftsführer halten zusammen die Mehrheit an den Unternehmensanteilen der übergeordneten Blum Group Holding GmbH, und die Blum Privatstiftung als größte Gesellschafterin hat einen festen Sitz im Aufsichtsrat. Somit ist sichergestellt, dass die Eigentümer über die im Bereich Nachhaltigkeit gesetzten Maßnahmen sowie die Entwicklungsschritte des Unternehmens informiert sind. Dadurch kann gegebenenfalls lenkend eingegriffen werden. Austausch / Häufigkeit: regelmäßig Dialogformate: Besprechungen, Sitzungen, persönliche Gespräche am Unternehmensstandort Betriebsrat Der Betriebsrat ist das Sprachrohr der Belegschaft. Er wird daher auch in Nachhaltigkeitsthemen aktiv eingebunden. Austausch / Häufigkeit: anlassbezogen Dialogformate: Mitarbeiterveranstaltungen, Informationen, Beratungsangebote Lieferanten / Strategische Partner Unsere Lieferanten und strategischen Partner haben ein erhebliches Interesse an der und großen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit von Blum. Wir setzen auf langfristige Geschäftsbeziehungen und pflegen Partnerschaften auf Augenhöhe. Gemeinsam entwickeln wir Lösungen und treiben Forschung und Innovationen voran. Dabei achten wir stets auf ein gemeinsames Nachhaltigkeitsverständnis in den drei Dimensionen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) und bemühen uns gemeinsam, diese Themen entlang der gesamten Wertschöpfungskette weiterzuentwickeln. Austausch / Häufigkeit: regelmäßig Dialogformate: Jahres- und Entwicklungsgespräche, Dialoge, Schulungen, Lieferantenbefragungen und -audits 24 © Copyright by Blum
Nachhaltigkeit bei Blum Stakeholder Beschreibung Gesellschaft / Medien Die Kommunikation mit der Gesellschaft sowie den Medien ist ein wichtiger Bestandteil der Außenwahrnehmung unseres Unternehmens. Wir legen Wert auf Transparenz und Glaubwürdigkeit, weshalb wir proaktiv in den Dialog treten. Austausch / Häufigkeit: regelmäßig Dialogformate: Pressegespräche und -informationen, Messeauftritte, Interviews und Einzelgespräche, Medienanfragen Gemeinden / Nachbarn Mit acht Standorten in Vorarlberg (Österreich) sind wir regional fest verwurzelt und legen auf gute Beziehungen zu unseren Nachbarn und den umliegenden Gemeinden großen Wert. In beiderseitigem Interesse entwickeln wir mit den Gemeinden auch Nachhaltigkeitskonzepte, etwa im Bereich Mobilität oder wenn es darum geht, die Emissionen der Betriebsstätten so gering wie möglich zu halten. Standortspezifische Konzepte und Lösungen werden gemeinsam ausgearbeitet. Austausch / Häufigkeit: regelmäßig Dialogformate: Persönliche Gespräche, Nachbarschaftsdialoge, Pressetermine Aufsichtsrat Der Aufsichtsrat ist das oberste Kontrollorgan unseres Unternehmens und wird über Maßnahmen im Bereich Nachhaltigkeit sowie die entsprechenden Ziele und deren Erreichen regelmäßig informiert. Austausch / Häufigkeit: regelmäßig Dialogformate: Geplante und regelmäßig stattfindende Aufsichtsratssitzungen Netzwerke / Plattformen Gezielte Partnerschaften und Kooperationen sowie die aktive Teilnahme an Kommunikationsplattformen, die dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet sind, versetzen uns in die Lage, uns mit Unternehmen auszutauschen, die vor denselben Herausforderungen stehen. Ein Beispiel sind Industrie- und Branchenverbände, die nicht nur für die Vermittlung von Wissen relevant sind, sondern auch gemeinsame Lösungen ökologischer oder gesellschaftlicher Probleme ermöglichen. Austausch / Häufigkeit: kontinuierlich, anlassbezogen Dialogformate: Geplante Veranstaltungen und Austauschformate (themenspezifisch und allgemein) Behörden / Gesetzgeber Die Einhaltung von rechtlichen Vorgaben, die verpflichtenden Meldungen an Regulierungsbehörden sowie die Durchführung gesetzlich vorgeschriebener Überprüfungen sind für uns nicht nur im Bereich Nachhaltigkeit selbstverständlich. Wir kommunizieren mit sämtlichen Behörden ehrlich, offen und direkt. Das ist eine der Grundlagen für eine vertrauensvolle Geschäftsgebarung. Austausch / Häufigkeit: kontinuierlich, anlassbezogen Dialogformate: Behördliche Meldesysteme, Dialog mit örtlichen Behörden (Standortentwicklungen), vorgeschriebene Überprüfungen (Emissionen) 25
Nachhaltigkeit bei Blum Sustainable Development Goals: Unser Beitrag Im Jahr 2015 stellten die Vereinten Nationen die „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ vor. Deren Kernstück bilden die „17 Ziele für nachhaltige Entwicklung“ („Sustainable Development Goals“ – SDGs) mit ihren 169 Unterzielen, die für die nachhaltige Entwicklung und Umgestaltung von Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt stehen. Um die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern, müssen Partnerschaften eingegangen und innovative Wege beschritten werden. Die Agenda dient als Orientierung für die vielfältigen Nachhaltigkeitsaktivitäten bei Blum: Wir leisten unseren Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung und legen entsprechend unseren Möglichkeiten als Hersteller und Vertreiber von Möbelbeschlägen den Fokus auf jene SDGs, in deren Einflussbereich wir uns bewegen. – Gesundheit, Wohlergehen und soziale Absicherung der Mitarbeitenden (Arbeitsplatzergonomie, Gesundheitsmanagement) – Sicherheit, Qualität und Ergonomie in der Produktnutzung (Kundenfokus) – Ganzheitlicher Ansatz „Wissen und Lernen“ im Unternehmen – Ganzheitliche Aus- und Weiterbildung (Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten, Blum-Pfad, Qualifikation, Selbstverantwortung und soziale Kompetenzen, Perspektiven) – Ausgezeichneter Lehrbetrieb (nationale und internationale Berufsmeisterschaften) – Arbeitsumfeld frei von jeglicher Diskriminierung, vorurteilsfreier und offener Umgang auf Augenhöhe – Chancengleichheit und Diversität – Gleichgestellter Zugang von jungen Frauen und Männern zu verschiedenen Lehrberufen – Ressourcenschonung und Erhöhung der Effizienz bei der Wassernutzung (Schließen von Wasserkreisläufen) – Überwachung und Monitoring des Abwassers und dessen Einleitung – Erhöhung der Energie- und Ressourceneffizienz – Nutzung erneuerbarer Energien – Ausbau und Weiterentwicklung des Umwelt- und Energiemanagements – Verantwortungsvolles Wachstum – Menschenwürdige Gestaltung der Arbeitsabläufe und -umgebung – Aktives Sicherheitsmanagement und Gesundheitsschutz – Betriebliche Gesundheitsvorsorge – Optimierung des Ressourceneinsatzes bereits bei der Produktentwicklung – Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien im Entwicklungs- und Innnovationsprozess – Effizient gestaltete Produktionsprozesse (moderne Infrastruktur, kontinuierliches Monitoring) 26 © Copyright by Blum
Nachhaltigkeit bei Blum – Nachhaltiger Förderpartner der Region, regionale Wertschöpfung – Umsetzung des Mobilitätskonzeptes zur Verringerung des regionalen Individualverkehrs – Verringern des Gesamtabfallaufkommens (Vermeidung, Verminderung, Wiederverwendung) – Einsatz von Rezyklaten – Schließen von Kreisläufen – Erhöhung der Nutzungsgrade von Rohstoffen – Verbesserung der Treibhausgasbilanz (Scope 1,2,3 – Corporate Carbon Footprint) – Optimierung und Reduzierung der Emissionen auf Produktebene (Product Carbon Footprint) – Klimaschutzmaßnahmen in der Transportlogistik (Substitution von Energieträgern) – Nachhaltigkeit in der Beschaffung, verantwortungsvolle Beschaffung von Ressourcen – Umsetzung von Abfallwirtschaftskonzepten (Abfallverwertungswege, Recycling) – Erarbeitung von Biodiversitätsmaßnahmen – Aufbau von Compliance-Strukturen – Blum-Verhaltenskodex, Blum-Lieferanten-Verhaltenskodex – Hinweisgebersystem (Blum Integrity Line) – Definition von Nachhaltigkeitskriterien für die Lieferantenbewertung – Netzwerkbeteiligungen (Dialogformate zur nachhaltigen Entwicklung) 27
Nachhaltigkeit bei Blum Im Jahr 2021 haben wir erstmals jene wesentlichen Themen bestimmt, die die Grundlage und den Rahmen für unser Nachhaltigkeitsmanagement bilden. 2022 wurde dazu im Einklang mit den kommenden gesetzlichen Anforderungen wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sowie in Anlehnung an die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) eine „doppelte Wesentlichkeitsanalyse” mithilfe externer Expertinnen und Experten durchgeführt. Als Anforderung in der Nachhaltigkeitsberichterstattung und laut anerkannten, internationalen Richtlinien wie der Global Reporting Initiative (GRI) oder der EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung CSRD steht die Wesentlichkeitsanalyse im Zentrum der strategischen Nachhaltigkeitsüberlegungen. Ihr Ziel ist es, in einem strukturierten Prozess jene Nachhaltigkeitsthemen zu identifizieren, die für das Unternehmen und dessen Stakeholder wesentlich sind. Dieser Prozess gibt uns als Unternehmen auch die Möglichkeit, die besagten Themen zu steuern und damit zusammenhängende Verbesserungspotenziale in den unterschiedlichsten Bereichen aufzuzeigen. ➔ GRI 3-1 Wesentliche Nachhaltigkeitsthemen 28 © Copyright by Blum
Nachhaltigkeit bei Blum Recherche und Analyse In einem ersten Schritt wurde gemeinsam mit externen Expertinnen und Experten die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette analysiert und eine vorläufige Themenliste („long list“) erstellt. Sie enthält eine Übersicht aller wesentlichen, von uns verursachten Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft und bezieht dabei auch die Unternehmensführung ein. Nach diesen Kriterien (Environment, Social, Governance – ESG) wurde die Liste gegliedert und zusammengefasst, woraus sich 13 potenzielle Themen ergaben (konsolidierte Liste). Bewertung Im zweiten Schritt erfolgte die Bewertung der potenziellen wesentlichen Themen, einerseits in Bezug auf finanzielle Auswirkungen auf das Unternehmen (Outside-In-Betrachtung), andererseits in Bezug auf vom Unternehmen verursachte ökologische und soziale Auswirkungen (Inside-Out-Betrachtung). Die Bewertung wurde von den relevanten Stakeholdern mithilfe externer Expertinnen und Experten durchgeführt. Festlegen der wesentlichen Themen Im letzten Schritt wurden die vorhandenen wesentlichen Themen und die Bewertungen (Inside-Out und Outside-In) mit dem Input der Stakeholder zusammengeführt und abschließend in einer Wesentlichkeitsmatrix zusammengefasst. Diese richtet sich nach dem Konzept der „doppelten Wesentlichkeit“, das neben der Bewertung durch die Stakeholder die beiden Betrachtungsweisen Inside-Out und Outside-In gleichermaßen berücksichtigt. Die doppelte Wesentlichkeitsanalyse erfordert also in der Regel drei Schritte: – Sustainability Impact-Bewertung (Inside-Out) – Financial Impact-Bewertung (Outside-In) – Bewertung aus Sicht der Stakeholder 1. Schritt: Recherche/Analyse 2. Schritt: Bewertung 3. Schritt: Wesentliche Themen 29
Nachhaltigkeit bei Blum Analyse der Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft (Sustainability Impact-Bewertung / Inside-Out) Im Zuge der Impact-Bewertung geht es darum, die Auswirkungen unserer Geschäftstätigkeit auf die Umwelt und Gesellschaft abschätzen zu können. Dazu haben wir zunächst alle möglichen – ob potenzielle oder tatsächliche, ob positive oder negative – Auswirkungen identifiziert und gemeinsam mit externen Expertinnen und Experten einer ersten Bewertung unterzogen. Das Ergebnis ist eine konsolidierte Liste von 13 möglichen, wesentlichen Themen in den Kategorien Umwelt, Soziales und Governance (ESG). Diese 13 Themen wurden beschrieben und im Fall negativer Auswirkungen, die mit ihnen im Zusammenhang stehen, bewertet. Die Bewertung erfolgte anhand der drei Aspekte Umfang, Ausmaß und Unabänderlichkeit (Scale, Scope, Irremediability), jeweils gewichtet nach den Faktoren 0 bis 5. Die jeweilige Höhe des Faktors (Schwellenwerts) bestimmt die Wesentlichkeit eines Themas. Analyse finanzieller Auswirkungen (Financial Impact-Bewertung / Outside-In) Nicht nur die Auswirkungen des Unternehmens auf die Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung liegen im Fokus der doppelten Wesentlichkeit, auch sind die potenziellen finanziellen Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens ein Bestandteil dieser Betrachtung. In einem ersten Schritt wurden für die 13 potenziellen wesentlichen Themen Szenarien entwickelt mit einem Zeithorizont von ca. 10 Jahren, die Worst-Case-Perspektiven darstellen. Diese wurden in Abstimmung mit den Expertinnen und Experten finalisiert und anschließend und anschließend wurde festgelegt, welche Personen die Bewertung durchführen sollten. Die Bewertung erfolgte anhand eines Online-Fragebogens und wurde an 13 Personen des Führungskreises ausgesendet. Dabei wurden zwei Bewertungsdimensionen erfasst: – Wirtschaftliche Auswirkung auf Kapitalgüter (Zugang zu Ressourcen, Fortführen der Nutzung) – Wirtschaftliche Auswirkung auf die Abhängigkeit von Beziehungen zu Stakeholdern Bewertet wurde mit einem Faktor von 0 bis 4 in den einzelnen Dimensionen und Szenarien. 30 © Copyright by Blum
Nachhaltigkeit bei Blum Bewertung aus Sicht der Stakeholder (interne Stakeholderbefragung) Die Befragung der Stakeholder ist zur Bestimmung der wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen und in Bezug auf deren Priorisierung unerlässlich. In unserem Fall wurden auf Basis der 2021 durchgeführten Stakeholderbefragung (interne sowie externe Stakeholder) nur interne Stakeholder für die Bewertung herangezogen. Dabei wurde darauf geachtet, dass die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus unterschiedlichen Bereichen stammen, damit möglichst viele Sichtweisen vertreten waren und die Gesamtheit der Stakeholder möglichst realistisch abgebildet wurde. Jedes wesentliche Thema aus der „long list“ wurde anhand einer Skala von 1 (nicht wichtig) bis 6 (sehr wichtig) bewertet – zusätzlich wurden die fünf wichtigsten Themen aus Stakeholder-Sicht nochmals priorisiert. Wesentlichkeitsmatrix Die Ergebnisse der Analyse wurden zusammen mit dem Steuerteam Nachhaltigkeit präsentiert und ergaben folgendes Bild: Die Abbildung zeigt das Ergebnis der Wesentlichkeitsanalyse und die gemeinsam mit internen und externen Experten festgelegte Grenze, ab der die jeweiligen Themen in den Nachhaltigkeitsbericht einfließen. – Y-Achse: Sustainability Impact-Bewertung (Inside-Out) – X-Achse: Financial Impact-Bewertung (Outside-In) Outside-In Wesentliche Themen Unwesentliche Themen Inside-Out Energie und Klima im Unternehmen Zufriedenheit der Mitarbeitenden Umweltbelastung in der vorgelagerten Wertschöpfungskette Betriebliche Umweltbelastung Betrieblicher Abfall und End-of-Life Kundenzufriedenheit und Konsumentenschutz Soziales Engagement für lokale Gemeinschaften entlang der Wertschöpfungskette Geschäftsabläufe und Compliance Rechte der Mitarbeitenden Diversität und Gleichberechtigung Menschenrechte in der vorgelagerten Wertschöpfungskette Wasser und Abwasser Größe der Kreise: Relevanz des jeweiligen Themas aus Sicht der Stakeholder Gesundheitsschutz- und Arbeitssicherheit niedrig niedrig hoch hoch 31
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